Haldenbrandmineralien
Das Kohle gut brennt, ist jedem irgendwie ersichtlich. Aber das Kohle auch brennen kann, so ganz ohne Streichholz oder Feuerzeug, das erstaunt dann schon mehr Leute. Und wenn man ihnen dann noch sagt, das es in jedem Kohleabbaugebiet Halden gibt, die in ihrem Inneren heiß wie Stahlöfen sind, dann schauen einen verdutzt drein blickende Augen an.
Aber es ist so. Im Ruhrgebiet brennen mehrere Halden. Wir sehen das nicht, denn ihre Brände sind schon so weit fortgeschritten, das sie in ihrem Inneren nur noch leicht vor sich hin glühen und nur noch ganz wenig Abgase produzieren. Das war aber einmal anders: Ich kann mich nooch an den höllischen Gestank erinnern, der von der Halde der Zeche Graf Moltke in Gladbeck aus ging. Damals erzählte man sich das die Halde brenne und der Brandherd langsam auf die vor der Halde gebauten Häuser zu lief. Und tatsächlich wurden diese Häuser sicherheitshalber abgerissen. Damals verschwendete ich aus Unwissenheit keinen Gedanken an die Mineralien, die bei Haldenbänden entstehen können.

Erst Jahre später, als die Halde der Zeche Alstaden in Oberhausen lichterloh brannte, wurden wir langsam auf die Haldenbrandmineralien aufmerksam. Von der Autobahn A3, kurz hinter dem Autobahnkreuz Kaiserberg, konnte man Nachts am Haldenrand die blauen Flammen des verbrennenden Schwefels erkennen. Eine geisterhafte Stimmung. Die Halde wurde dann langsam abgetragen um den Brand zum erliegen zu bringen. Und während dieser Zeit habe ich die Halde oft besucht um die wunderbaren Salmiake und Schwefelstufen zu bergen. Diese Mineralien entstanden an den Austrittstellen der heißen Abgase.
Das das kein ungefährlichen Unterfangen war, darüber haben wir nicht nachgedacht. Die Haldenoberfläche war so heiß, das uns pro Besuch ein Paar Schuhe regelrech weggeschmolzen sind. Man brauchte nur 10-20cm tief graben, und schon kam gelbrot glühendes Gesteinsmaterial zu Tage. Manchmal wölbte sich die Haldenoberfläche auch auf wie ein Kuchen der an der Oberfläche Blasen wirft. In diesen Blasen fanden sich die schönsten Stufen. Aber sie waren schwer zu bergen, da furchtbar heiß. Man konnte nur die Brocken mit der Hacke heraus reißen und erst einmal abkühlen lassen. Schwefelflammen sieht man tagsüber schlecht, und daher ist es nicht nur einmal passiert das man sich verbrannte oder sogar der Rucksack ein ganz klein wenig angekokelt wurde. Mal ganz abgesehen von dem Lochfraß der Schwefelsäure auf den Jeans, Feuchtigkeit bedeutete auf der Halde immer Schwefelsäurealarm, waren unsere Augen nur auf den Salmiak gerichtet. Was dort noch alles vorgekommen sein muß, darüber lässt sich nur spekulieren.

Heute ist die Halde Alstaden schon lange abgetragen und Graf Moltke kokelt zwar noch im Inneren, aber wohl auf Sparflamme. Mineralien sind dort nicht mehr zu finden.

Im Falle Alstaden hatte das Glück dann doch noch ein Einsehen. Ein guter Freund, leider waschechter Micromounter, hob eigentlich alles auf was irgendwie komisch aussah. Und witzigerweise hat er auch einige Brösel der anderen Bildungen aufgehoben, ohne zu wissen was es ist. Leider war das viel zu wenig, so daß man die Gesamtparagenese nur andeutungsweise erfassen kann.

Wir waren einfach viel zu unerfahren um den Wert dieser Bildungen für die Mineralogie beurteilen zu können. Aber da damals die IMAA noch Mineralien anerkannte die von brennden Halden stammten, würde warscheinlich ein Adranosit heute Alstadenit heißen.

Durch die intensive Beschäftigung mit den Haldenbrandmineralien der Zeche Anna bei Alsdorf im Aachener Revier konnten aber einige Mineralien "nachbestimmt" werden. Der Vergleich zeigt auch, das auf Alstaden eine ähnlich artenreiche Paragenese wie auf Anna  vorgekommen sein muß .

Alunogen Sideronatrit
Schwefel Mascagnint
Salmiak Galenit
Adranosit-Fe unbekannte Phasen
Letovicit  
Se-Schwefel  
   
   
   
   
   
   
Die folgende Liste basier ausschließlich auf den erhalten gebliebenen Proben des Haldenbrandes der Zeche Alstaden in Oberhausen. 
Salmiak, Halde der Zeche Alstaden, Duisburg, Bildhöhe ca. 25mm